Du & Ich - Best friends for never | Hilary T. Smith | Rezension


Hilary T. Smith
· Titel: Du & Ich - Best friends for never
· Originaltitel: A Sense of the Infinite
· Autorin: Hilary T. Smith
· Übersetzt von: Jenny Merling
· Medium: Paperback (368 Seiten)
· Verlag: FJB (März 2017)
· ISBN: 978-3-8414-4004-4
· Genre: Jugendbuch (ab 14 Jahren)









K U R Z B E S C H R E I B U N G

Annabeth und Noe. Noe und Annabeth. So war es schon immer. Gemeinsam schmiedeten sie Pläne für die Studentenzeit in Paris. Sie würden einen Goldfisch besitzen, die Nächte durchquatschen und lauter wilde Partys feiern. Als sich die Schulzeit dem Ende nähert, ist Annabeth daher bereit - bereit für alles. Für eine gemeinsame Zukunft mit ihrer besten Freundin. Doch plötzlich ändert Noe ihre Pläne. Es gibt einen Jungen an ihrer Seite, eine andere Universität ist im Gespräch und die gemeinsamen Nachmittage finden immer seltener statt. Die Freundschaft erscheint wie ein alter Lieblingspulli: ehemals heiß und innig geliebt, jetzt kratzig und viel zu eng. Annabeth muss sich fragen, ob sie bereit ist, Noe aufzugeben, um der Mensch zu werden, der sie wirklich sein will.
Textquelle: FJB


A N K A S   G E B L U B B E R

“Du & Ich – Best friends for never“ hat sich für mich als eine Wundertüte entpuppt. Ich habe mit einer unterhaltsamen, leichten Teeny-Freundschaftsgeschichte gerechnet (nicht zuletzt suggeriert durch das auf den ersten Blick luftig-seichte Cover) und muss sogar gestehen, dass ich mich ein paar Tage um dieses Buch herumgedrückt habe. Da es mir jedoch wärmstens empfohlen wurde, gab ich ihm schließlich eine Chance und wurde überrascht.

Die Autorin Hilary T. Smith beschäftigt sich mit der Frage, ob das Ende einer Freundschaft nicht gleichzeitig auch ein Neuanfang sein kann. Es geht um die enge Freundschaft zwischen Annabeth und Noe, die ich aus der Perspektive von Annabeth hautnah miterleben und dabei schnell feststellen durfte, dass Freundschaft nicht gleich Freundschaft ist. Annabeth sieht in ihrer besten Freundin die Perfektheit in Person und eifert ihr in Allem nach. Obwohl sie keine große Sportskanone ist, quält sie sich regelmäßig in der Turngruppe, deren Star Noe ist. Dass die beiden Freundinnen auch nach der Schule einen gemeinsamen Weg gehen werden, steht für sie schon lange fest. Sie wissen genau, an welcher Uni sie studieren möchten, wie ihre gemeinsame Wohnung aussehen und sogar wie ihr Goldfisch heißen wird. Noe bedeutet für Annabeth Sicherheit.

Diese Sicherheit beginnt jedoch zu bröckeln, als sich die beliebte Noe mehr und mehr distanziert und Annabeth anfängt, das Verhalten ihrer Freundin zu hinterfragen. Noes schützender Schatten fehlt ihr, denn plötzlich muss sie für sich selbst sprechen und eigene Entscheidungen treffen. So furchteinflössend, wie das auf Annabeth im ersten Moment wirkt, so wichtig ist diese Entwicklung aber auch. Als Leserin konnte ich eindeutig sehen, wie sich das unsichere Mädchen von einer Marionette zu einer eigenständigen jungen Frau entwickelt und dabei nicht nur beginnt ihre Vergangenheit zu verarbeiten, sondern auch bisher verdrängte Probleme zu akzeptieren.

"Ich war innerlich tot, wurde nur zum Leben erweckt, wenn Noe neben mir war (...) wie ein Radio, dessen Frequenzregler immer wieder verrutscht, wenn er nicht von einer ganz bestimmten ruhigen Hand eingestellt wird." (S. 103) 

"So ein Venn-Diagramm kann einem ganz schön Angst machen, wenn man mal aus der Mitte heraustritt und sich in die Bereiche vorwagt, in denen es keine Überschneidungen gibt." (S. 106)

Mir hätte es gereicht, wenn es bei diesem Thema geblieben wäre. Die Autorin hat eine ganz intensive Art zu erzählen, sodass ich mir viele besondere Zitate notieren konnte. Dieser Schreibstil gepaart mit den Themen Freundschaft und Selbstfindung hätten das Buch für mich zum Lesehighlight gemacht. Leider hat es Hilary T. Smith jedoch nicht dabei belassen und ihrer Protagonistin noch weitere Stolpersteine in den Weg gelegt. Wobei ich die Probleme nicht als kleine Stolpersteine sondern lieber als Felsen bezeichnen möchte, denn es handelt sich nicht um Zahnschmerzen, einen Umzug oder eine aufregende Liebelei. Hier werden heftigere Geschütze aufgefahren, die eigentlich, für sich allein stehend, eigene Bücher verdient hätten. Einerseits finde ich es toll, dass die Autorin den Fokus auf die Freundschaft sowie auf Annabeths Entwicklung gelegt hat, andererseits finde ich es unglücklich, dass die anderen brisanten Themen so schnell abgehandelt werden. So wirken Annabeths Essstörung und ein gravierender Entschluss viel zu lapidar und unwichtig. Meiner persönlichen Meinung nach ist das ein falsches Signal. All diese Themen haben mich sehr betroffen gemacht und es fiel mir zeitweise schwer weiterzulesen. Diese Betroffenheit hat meine Stimmung stark beeinflusst. Auf der einen Seite finde ich es großartig, wenn sich Bücher so sehr in die eigene Gefühlswelt einmischen können, auf der anderen Seite habe ich stellenweise richtig mit Schwermut zu kämpfen gehabt. Die Gedanken der jungen Annabeth haben mich sehr getroffen.

"Wenn ich doch nur eine Schneeflocke sein könnte, ein Grashalm, ein Vogel, ein Stück Beton. Alles, nur nicht das, was ich wirklich war: halb Mensch, halb Krankheit. Halb voller Dinge, die wachsen und leben wollten, halb voller Dinge, die sich nach dem Tod sehnten." (S. 104)

"Später stellte ich mich oben im Badezimmer auf unsere rosafarbene Waage. Ich war federleicht und doch schwer, schwerer als das Meer." (S. 125)

Obwohl diese Geschichte mit ihrem sehr ansprechenden und direkten Schreibstil für mich absolutes Lesehighlight-Potenzial hatte, muss ich mich aus den eben genannten Gründen von einer Empfehlung distanzieren. Dass das Thema Freundschaft einmal ohne ablenkende Liebelei so intensiv thematisiert wird, finde ich unheimlich wichtig. Ich habe das Gefühl, dass hier in der Jugendliteratur durchaus Nachholbedarf besteht. Dann jedoch ohne dramatische Nebenerscheinungen, die zwar in "Du & Ich" eben genau diese bleiben, in ihrer Wichtigkeit aber doch mehr Raum verdient hätten. Gern hätte ich mich noch intensiver mit dem schwierigen Mutter-Tochter-Verhältnis beschäftigt oder mehr über Annabeths Krankheit sowie Noes Leistungsdruck mit all seinen Facetten erfahren, doch nicht auf diesen wenigen Seiten in dieser, meiner Meinung nach, viel zu überladenden Geschichte.


W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S


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Rainbow Rowell  

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